Einreiten mit Bosal
Das Pferd im Bosal starten – wird so von vielen Trainern praktiziert und es spricht nichts dagegen. Warum ich es trotzdem anders mache lest ihr hier.
Ob ein Bosal direkt zu Ausbildungsbeginn des Pferdes Sinn macht oder nicht hängt in meinen Augen vor allen Dingen davon ab, ob man von Beginn an auf Bosal reiten möchte.
Viele Ausbilder starten junge Pferde im Bosal, weil es eine leicht verständliche und fürs Pferd intuitive Kommunikation ist. Das Bosal lässt sich gut von Boden erklären und das Jungpferd so gut vorbereiten. Hier ein Video der ersten Schritte im Bosal von unserer Bosal-unerfahrenen Oma:
Obwohl erst mal nichts dagegen spricht, das Pferd direkt im Bosal zu starten, reite ich die ersten Einheiten im Sidepull. Dieses eignet sich in meinen Augen etwas besser, um die seitlich stellenden Hilfen zu erklären. Beim Sidepull setzen sie Zügel direkt seitlich an, sodass ich mittels Zügelkontakt den Pferdekopf unmittelbar seitlich lenken kann. Beim Bosal hingegen sind die Zügel unten angebracht, was zu einer leicht verkippenden Wirkung führt –insbesonders, wenn ich mehr Druck mit dem Zügel aufnehme. Auch habe ich beim seitlich weisenden Zügel im Bosal immer einen aufrichtenden Impuls am Kinn. Dieser Impuls kann fürs junge Pferd ggf. bereits zu viel Input sein.
Im Bosal wünsche ich mir ein absolut fein reagierendes Pferd. Beim jungen Pferd, welches ganz an Anfang seiner Ausbildung steht muss ich teilweise überdeutliche Hilfen einsetzen und verfeinere diese mit zunehmendem Verstehen seitens des Pferdes immer mehr. Die ein oder andere Diskussion wird nicht ausbleiben. Es wäre schade, wenn das Pferd in diesem Rahmen lernt gegen das Bosal zu gehen.
Mit ersten Male meine ich aber wirklich nur die ersten paar Wochen. Sobald Lenken, Bremse und Notbremse passen steige ich zeitnah auf Bosal um. Schlicht weil die Hilfen differenzierter als beim Sidepull ankommen und man besser Einfluss auf die Haltung des Pferdekopfes nehmen kann.
Weiterhin experimentiere ich in dieser Phase auch mit dem Gebiss, hänge es „blind“ mit ein, sodass sich das junge Pferd an etwas im Maul gewöhnt. Dies eröffnet mir später zahlreiche Optionen in der Ausbildung, da jedes Hilfsmittel seine Vor- und Nachteile hat. Natürlich steht hierbei immer das Pferd und seine Vorlieben im Mittelpunkt. Ob es im Bosal oder Gebiss, oder etwas ganz anderem weitergeht hängt von seiner Antwort ab.
Was ich im Zusammenhang mit jungen Pferden häufig gefragt werde ist, inwieweit das Bosal mitwachsen kann. Berücksichtigt man das Wachstum des Pferdes und wählt einen entsprechenden Zeitpunkt zum Anreiten passiert häufig beim Nasenumfang nicht mehr viel.
Trotzdem lässt sich ein Bosal so auslegen, dass man mit vier Gesamtwindungen der Mecate starten kann und bei weiterem Wachstum noch etwas Spielraum in Form von auf drei oder sogar zwei Windungen hat.